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Schwittys Fahrradtour87 Teil 1

Fahrradtour durchs Nettetal

Texte von Petra Schwittmann/Teil 1

Sauf - und Fahrradtour von Heiligenhaus zum Nettetal und zurück!
Wahre Begebenheit von Schwitty
Eine Anekdote von 1987!


Kalle war meine große Liebe, er starb viel zu früh. Wahrscheinlich an den Folgen seiner Genusssucht. Diese Geschichte schreibe ich nicht mit erhobenen Finger. Es war eine schöne lustige Zeit. Wir hatten Urlaub - wir waren jung und Alkohol gehörte zum Vergnügen. Ich trage immer noch Kalles Namen und werde ihn nie vergessen. Er war ein wunderbarer amüsanter Mensch, der keiner Fliege auch nur ein Bein krümmen konnte. Er war bis zum Schluss als Postbeamter tätig und hat niemals seine Arbeit vernachlässigt. Dennoch hat er zu keinem Zeitpunkt die privaten Niederschläge verkraftet, die ihm meine Vorgängerin zugefügt hat, mit der er zwei Kinder hatte. Dennoch darf man anderen nicht die Schuld für übermäßigen Alkoholgenuss geben. Jeder ist für sich selber verantwortlich.

Der Spaßfaktor dieser Geschichte soll dominant, also wichtigster Aspekt sein



Wir schreiben den 24 September 1987.
Eigentlich wollten wir um zwölf Uhr unsere Fahrradtour starten. Es ist bereits neun und Kalle schläft den Schlaf der Gerechten. Ich zerbreche mir den Kopf, ob wir schon jemals Fahrradtaschen besessen haben. Nach massiven Anstrengungen befördere ich das Zelt, die Schlafsäcke und die erforderlichen Aluminiumdecken aus unseren viel zu kleinen Abstellraum.

Im Grunde verdient der Raum diese Bezeichnung gar nicht. Damals beim Dachausbau wurden die Winkel verkleidet und der dahinter liegende Stauraum einfach als Abstellraum umfunktioniert. Diesen entstandenen Tunnel kann man von unserer Toilette aus durch ein 60 mal 50 cm großes Loch, das mit einer Schiebetür versehen ist, erreichen.


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Nur kniend kann man den engen unbeleuchteten Bau durchsuchen. Dem schmächtigen Kalle bereitet das keinen großen Umstand, er wiegt nur 52 kg, ich hingegen bringe achtzig Päckchen gute Butter mehr auf die Waage, diese Tatsache bedeutet ein fast unüberbrückbares Hindernis für mich. Man stellt sich einen dicken Rottweiler vor, der den Knochen seines Freundes aus der benachbarten Hundehütte stehlen will und sich durch den engen Eingang zwängt. Alles kein Problem - nur - der Nachbarhund ist ein Dackel.

Gestern erst haben wir die Räder überholt. Kalles Bruder, der kopfschüttelnd zusieht, versteht die Welt nicht mehr. Er ist ein Typ, der zwei Wochen vor Antritt einer Reise seine Koffer packt. Wir sind Typen, die zwei Stunden vorher unsere Koffer suchen, vorausgesetzt, dass sie überhaupt existieren. Nun ja - wir haben Glück! Nach erfolgreicher Robbenaktion schenke ich meinen wunden Knien keine Beachtung - denn, oh Segen - die Fahrradtaschen tauchen auf.

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Drei Flaschen Bier pro Person dämpfen die innere Unruhe.

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Dreizehn Uhr zwanzig starten wir unsere Abenteuerreise. Glücklich darüber, dass die Fahrradschläuche nach zweijähriger Pause prall sind wie die Euter einer Kuh die nicht gemolken wurde. Die Sonne zeigt sich von ihrer schönsten Seite, zumindest für die nächste viertel Stunde. Zweihundert Meter über dem Feld müssen wir absteigen, der Pfad ist entweder zu schmal, zu glitschig oder wir haben uns zu intensiv beruhigt - jedenfalls geht es zu Fuß weiter.

Wir schieben erst die Drahtesel über den hinter unserem Haus liegenden Acker bis zur Straße. Noch klappt alles prima, denn die Strecke ist eben wie eine holländische Landschaft. Wir radeln vergnügt etwa zwei Kilometer Richtung Angertal.










Doch dann geht es steil bergab. Ich bekomme starke Bedenken wegen meiner Bremsen. Kalle legt auch eine gewisse Sorge an den Tag. Er bittet um etwas größeren Abstand den ich halten soll. Seine kleinen eingebauten Schwenker vor mir verraten allerdings einige Unsicherheiten. Ich halte keinen Abstand - ich überhole ihn. Meine zwanzig Kilogramm Übergewicht bringen mich richtig in Fahrt. Obwohl ich voll in die Anker gehe sprich: meine Geschwindigkeit zu drosseln versuche, fahre ich mit blockierten Rädern abwärts ins Tal.

,,Tritt auf die Bremse’’, schreit Kalle hinter mir. Ha Ha Ha, sehr komisch! Ich sehe mich schon mit gebrochenen Gliedern im Krankenhaus liegen, doch wir kommen heil unten an. Mit zitternden Knien lausche ich Kalles ausführlicher Beschreibung über die Funktion der Bremsen und glaube einen leicht vorwurfsvollen Unterton herauszuhören.

Mit dreißig Prozent Gefälle hinter uns verlassen wir das Tal. Etwa fünf Minuten später werden wir von einem Platzregen überrascht der sich gewaschen hat. Wir befinden uns über der Autobahn - eine einzige Haltestelle als Unterstellmöglichkeit, die aber keinen Schutz bietet. Ich stelle mir die dämlich grinsenden Gesichter der im trocknen sitzenden Autofahrer vor. Unsere Regenponchos sind schnell aus den Taschen befördert, doch bis wir das System durchschaut haben, vergehen einige wertvolle Minuten. Kalle hängt sich seinen Schutzmantel wie einen Müllsack um. Ich bin ihm behilflich und zerre seine Arme durch die vorhandenen Plastikschläuche. Wir stellen uns noch einige Minuten nasse-Brötchen-essend unter. Dann geht die Fahrt weiter.

Der Wind bläst unter unseren Umhang. Man erinnere sich an die dicken Behälter mit der Aufschrift -ich bin zwei Öltanks-. Genau so einen Anblick müssten wir auch abgeben, nur ohne Text.

Ich glaube einen Notitzzettel mit den Durchfahrtsorten eingesteckt zu haben. Organisation ist eine Stärke von mir, ohne gut geplante und sorgfältig bis aufs kleinste Detail aufgeführte Auflistung suche ich grundsätzlich keine unbekannten Orte außerhalb meiner Wohnstätte Heiligenhaus auf. Nur leider habe ich meinen Spickzettel auf dem Wohnzimmertisch vergessen. (Natürlich hätte ich das Reisebuch einstecken können, aber ich wollte Ballast sparen). Aber was macht das schon, improvisieren wir einfach - unser Reiseziel ist Nettetal und laut Beschreibung geht es immer der Nase nach - also geradeaus.


In Linddorf machen wir eine ausgiebige Pause am nächsten Kiosk. Ein Herr im knallroten Overall gibt uns Tipps und leistet große Hilfe in der Wettervorhersage. Er prophezeit tatsächlich Regen. Anscheinend mag er uns - Biertrinker unter sich sind sich meist sympathisch - denn er schenkt uns eine Autokarte. Außerdem erklärt er uns den Weg, den wir sowieso gefahren wären. Die Flasche Bier, die wir ihm als Dank anbieten, lehnt er bescheiden ab.


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Anschließend geht es weiter Richtung Kaiserswerth. Wir setzen mit einer Fähre über den Rhein.



Vier Deutsche Mark kostet der Spaß. Vor der Überfahrt muss ich noch dringend mein "kleines Geschäft" verrichten. Blind wie ich gewöhnlich bin - sehe die Herde vor lauter Schafen nicht - krieche ich fünf Meter nach den öffentlichen Toiletten in die Büsche und verdrecke mir einen meiner zwei Pullover. Kalle trägt den Zweiten! Auf seine trockene Frage, warum ich nicht die großzügige Vorrichtung mit der Bezeichnung: Herren - Damen, benutzt habe, antworte ich nicht. Kalles für ihn typische Reaktion ist schallendes Gelächter. Ich hingegen bin angesichts meiner etwas lädierten Erscheinung leicht pikiert.


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