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Schwittys Fahrradtour87 Teil 3

Fahrradtour durchs Nettetal

Von Dülken bis Born/Teil 3

Wir sind überrascht, denn wir bekommen ohne Umschweif das Zimmer. Sparsame Wirtsleute die anscheinend Strom sparen wollen, denn sie sitzen in völliger Dunkelheit vorm Fernseher - der einzigen Lichtquelle. Unsere Augen müssen sich erst an die Umgebung gewöhnen. Sie erwecken irgendwie einen ruhigen fast sturen Eindruck. Bevor wir den Preis des Zimmers in Erfahrung bringen, besichtigen wir es.

Ein Traum von Zimmer, holzvertäfelt einfach wunderschön. Radio auf dem Nachtisch, Bademantel vor der Dusche, für unsere gewohnten Verhältnisse Luxus pur. Die achtzig Mark für uns beide sind wirklich ein faires Angebot. Wir setzen uns ein wenig abseits in die prachtvolle Bar und beobachten die Gastwirte, die wie Schaufensterpuppen ihr Fernsehprogramm absolvieren. Amüsiert observieren wir die reglosen Gestalten und verzehren einigen Flaschen Bier. Nach einiger Zeit werden die zurückhaltenden Leute zunehmend freundlicher - liegt es an unserem Konsum denn eine Flasche Bier kostet drei Mark, oder an unsere ansteckenden Laune? Wie sehen einen Film mit Theo Lingen und können uns vor Lachen nicht beruhigen.
Das Leben ist zu schön! Nach dem Spielfilm wollen wir nicht mehr stören. Unsere Gastgeber erklären, dass sie nie vor halb eins ins Bett gehen. Erstaunlich, am Anfang machten sie einen müden Eindruck!

Das Frühstück ist wieder sehr gut, entspricht jeder Erwartung. Bevor wir weiterziehen, bewundern wir noch die Tiere der Wirtsleute. Nun kann ich mir auch die Laute der undefinierbaren Geräusche erklären. Wir übernachteten auf einer Kleinzuchtfederviehfarm, das Quaken und Gackern hatte ich also nicht meinen überhöhten Bierkonsum zu verdanken.



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26 September 1987
Wir schreiben den 26 September 1987. Einige Kilometer radeln wir Richtung Kaldenkirchen bis uns der obligatorische Durst in die Knie zwingt.



Wir rasten in einer Wirtschaft; der Wirt ist nett doch leider schwerhörig. Nachdem ich mein übliches Alt bestellt habe - mich darüber wundere, dass der Gastronom nochmal nachfragt, ob ich ein Alt wolle (auch ich bin schwerhörig), nutze ich die Wartezeit zur Kontrolle unserer Fahrräder. Durstig kehre ich zurück zur Theke und oh Wunder, dort wartet ein riesiges Eis auf mich. Ich bin ein gutartiger Mensch und schiebe diesem Missverständnis meiner nachlässigen Hörbereitschaft in die Schuhe. Schließlich sind wir an der holländischen Grenze, der Wirt ist Holländer und Frauen die in aller Frühe Bier trinken, sind auch nicht so oft anzutreffen. Ich bringe noch den Mut auf und erkläre dem Wirt meinen Trugschluss; löffele gehorsam das Eis, und spüle den ungewohnten Geschmack mit einem Alt hinunter.


Dieser registriert meine seltsame Aktion mit einem Kopfschütteln, begleitet mit einem gutmütigem Lächeln in seinem faltigen treuherzigen Gesicht.

Ein junges Mädchen betritt die Wirtschaft - bestellt ein Eis und wundert sich über unser Gelächter. Kalle ist so freundlich und klärt sie über den Grund unserer Heiterkeit auf.

Wunderschöne Pferde ziehen an der Gastwirtschaft vorbei. Stolze Reiter, stolze Pferde (wer stolzer ist läßt sich momentan nicht feststellen).


Einige Reiter trinken einige Biere. Ein Gast stürzt in das Lokal - eine beleibte Frau, der entgangen ist, dass neben der Wirtschaft etwa zwanzig Pferde parken, erkundigt sich nach Gulaschsuppe. ,,Hier riecht es doch so lecker,’’ schreit sie noch im Türrahmen, ,,habt ihr Gulaschsuppe?’’ Lachend fahren wir weiter.


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Auf das Stichwort "netter Wirt" erleben wir eine Begebenheit, die meine Meinung über ehrliche Wirte ein wenig beeinflusst - aber schwarze Schafe gibt es überall.

In Anrath machen wir halt und nehmen die einzige offene Kneipe in Angriff. Um vierzehn Uhr - also früh am Morgen (für unsere Begriffe) - ist die Theke voll besetzt, genauso voll wie der Wirt. Fettige strähnige Haare, ein Bauch wie ein Berg, eine Nase wie eine rote runzlige Wurzel, doch wenn der Wirt keinen Durchblick mehr hat - oder will, soll er sein Geschäft aufgeben. Wenn er auch noch dermaßen gutmütige Gäste wie uns bedient, dann erst recht.



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Wir stellen unsere Fahrräder gegenüber der Spielunke, um sie besser im Auge zu behalten. Auf der wackligen Bank vor der Theke breche ich mir fast den Hals.

Der Wirt bedient erst sich, dann uns - das nimmt natürlich dementsprechend Zeit in Anspruch. Er ist schon genug damit beschäftigt, in welchem Glas er seinen Klaren einschenken soll - Wasserglas oder Schnapsglas.
Seine Bewegungen erinnern an eine heranschleichenden Katze, die eine Maus anvisiert. Ich bin damit beschäftigt, die Attacken eines Gastes abzuwehren, der sich in den Kopf gesetzt hat, meine Hosentaschen nach weißen Mäusen durchzuwühlen, oder ist es Geld, das er zu finden erhofft? .

Kalle zahlt unterdessen unsere gemeinsamen zehn Gläser Bier und blättert die dreiundzwanzig geforderten deutsche Mark auf den Tisch - eine Summe, die mir die nächsten zwei Stunden auf dem Magen schlägt.



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Der Naturpark in Brüggen interessiert uns besonders. Wir suchen Unterkunft in der Nähe, weil wir wirklich alles sehen wollen.



Der See in Born steht auf unserer Besichtigungsliste.


Die Mühle in Born, die wir anschließend besichtigen wollen, entpuppt sich zu unserer Enttäuschung als normale Straße. Die nächste Rastpause ist eine phantastische Fußballwirtschaft. Der Kneipier ist wie immer sehr nett. Die anwesenden Gäste blasen Trübsal - Schalke hat vier zu eins verloren. Trotz Trauermine ruft der Gastronom auf Anfrage eine Pension in Brüggen - Bracht an, man verspricht uns ein Zimmer für 56 DM - etwa drei Kilometer weiter.

Die Wirtsleute sind ausgesprochen nett. Mit der Rosi befreunde ich mich gleich, zumal sie erfährt, dass meine Interesse für Horoskope beachtlich ist. Ich lese wie üblich den Gästen aus den Händen - eine Gewohnheit, die ich nur im angeheiterten Zustand ausübe. Stoße - wie immer - auf Sympathien und Antipathien - und gehe schlafen, nicht ohne Rosi meine fachmännischen biologischen Kenntnisse über Naturprodukte erklärt zu haben. Rosis Leichtgläubigkeit verdankt sie vielleicht den Zeichen Fische. Ich möchte nicht detailliert erklären, welchen Rat sie von mir befolgt hat - oder doch - vielleicht ist so mancher Leser interessiert. Rosi leidet seid Tagen an einer unerklärlichen Heiserkeit, die jeden Versuch einer Konversation im Keim erstickt. Sie gestikuliert wie ein Italiener mit beiden Händen, um ihr Krächzen zu erklären. Mein Tipp, mit ihren eigenen Urin zu gurgeln, wird zwar von ihr mit Verachtung - vom Ehemann mit lautstarker Abneigung wahrgenommen. Doch sie vertraut mir blind - und oh Wunder - ihre Stimmbänder erholen sich am nächsten Tag. Jedoch hat ihr Magen diese Prozedur nicht ohne Schaden überstanden und wurde derartig in Mitleidenschaft gezogen, dass sie laut schimpfend ständig zur Toilette rennen muss aber dennoch heilfroh ist, ihre Stimme im alten guten Zustand zu wissen.



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Wir buchen zwei Tage - bleiben aber drei.


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